- Dozent:in: Reinhard Bahr
- Dozent:in: Benjamin Sprick
Virtuelle Mehrstimmigkeit – Bachs Suiten für Violoncello solo als Gegenstand künstlerischer Forschung
Johann Sebastian Bachs Suiten für Violoncello solo BWV 1007-1012 bilden einen wesentlichen Bezugspunkt cellistischer Praxis, wovon unzählige Werkausgaben, Interpretationen und Aufnahmen zeugen. In kompositionstechnischer Hinsicht verweisen die Werke jedoch in gewisser Weise auf ein ›Problem‹. Um sein mehrstimmiges Konzept auf ein einstimmiges Melodieinstrument zu übertragen, muss Bach den ihm geläufigen musikalischen Satz komprimieren, reduzieren bzw. fragmentarisieren. So manch eine, harmonisch stützende oder kontrapunktisch kommentierende Stimme fällt dabei ›unter den Tisch‹: sie ist nur noch gedanklich zu erahnen und wird in eigentümlicher Weise ästhetisch ›virtuell‹.
Das Seminar fragt nach den Möglichkeiten, ein mehrstimmiges Satzbild der Cellosuiten mithilfe von Generalbass und Kontrapunkt zu rekonstruieren. Es sollen Spielfassungen für verschiedene Besetzungen entwickelt werden, wobei insbesondere Fragen der Interpretation, Verzierung und Artikulation in den Fokus rücken. In methodischer Hinsicht werden Verfahren künstlerischer Musikforschung angewandt, die sich ausgehend von der instrumentalen Praxis experimentell mit dem satztechnischen Wissen befassen, das in Bachs Musik impliziert ist. Um das Verhältnis von Tanztypen und individueller Gestaltung der Suitensätze in den Blick zu nehmen, werden neben Bachs Klaviersuiten und seinen Werken für Violine solo auch Beispiele von Zeitgenossen und Vorgängern zum Vergleich herangezogen.
- Dozent:in: Benjamin Sprick
- Dozent:in: Jan Philipp Sprick
Krieg und Musik – Analytische Perspektiven
Das Seminar fragt aus aktuellem Anlass nach der Rolle, die Musik in Kriegszeiten spielt, aber auch danach, inwiefern sich militärische Strategien in musikalischen Formen sedimentiert haben könnten. Leitend sein wird dabei die These des Medientheoretikers Friedrich A. Kittler, dass durch kriegerische Handlungen im Laufe der Geschichte immer wieder »übertragungstechnische Innovationen« vorangetrieben wurden, die sich dann nach und nach auch in anderen gesellschaftlichen und kulturellen Sphären etabliert haben. Auf welche Weise hat der Krieg die Entwicklung der europäischen Musikgeschichte geprägt? Auf der Grundlage eines historischen Abrisses der Beziehungen von ›Krieg‹ und ›Musik‹ sollen im Seminar neben materialen Analysen und einzelnen Werkausschnitten auch aktuelle Phänomene der (digitalen) Popkultur diskutiert werden, die sich explizit gegen den Krieg und die von ihm ausgehende, zerstörerische Dynamik richten.
- Dozent:in: Marlene Behrmann
Propädeutikum "Musikalische Terminologie"
Gruppenunterricht (60 Min.).
Dienstag,
13.15 - 14.15 Fortgeschrittene
14.30 - 15.30 Anfänger
Im Mittelpunkt dieser Lehrveranstaltung steht die musikalische Terminologie – das heißt, die Sprache für die Fächer im Bereich Musiktheorie und Musikwissenschaft. In diesem Kurs können Studierende die musikalische Terminologie systematisch erlernen, sie in ihrer Bedeutung erfassen und ihren Gebrauch aktiv einüben. Dieser Unterricht ist folglich auch eine Vorbereitung, um in musikalischen Kontexten wie Einzelunterricht, Orchesterproben, Kammermusik oder Probespielen angemessen kommunizieren zu können. Dieses Lehrangebot wurde speziell entwickelt, um die Lücke zwischen den in allgemeinen Deutschkursen vermittelten Sprachkompetenzen und den sprachlichen Anforderungen, die ein Musikstudium erfordert, zu schließen.
Das aktive Erlernen oder Festigen grundlegender Begriffe der allgemeinen Musiklehre, sowie das Erkunden von Bedeutungen und Wortfeldern komplexer Begriffe der Musiktheorie und der Musikwissenschaft sind Ziele des Kurses.
Lehrangebot für Master-Studierende ohne B2-Sprachzertifikat und alle, die sich mit der deutschen Sprache unsicher fühlen. Das Angebot richtet sich nach dem Sprachniveau der Teilnehmenden.
Anmeldung unter Angabe von Studiengang, Studienfach, Fachsemester und Sprachniveau an marlene.behrmann@hfmt-hamburg.de
- Dozent:in: Reinhard Flender
Jewish Music Past and Present
Was ist jüdische Musik? Über diese Frage wird seit Jahrhunderten diskutiert. Ein Anhaltspunkt ist die Musik der Synagoge, in der seit 2000 Jahren gesungen wird. Aber sind die Kompositionen von Salomone Rossi "jüdische Musik", weil sie für den Gottesdienst der Synagoge in Modena komponiert worden sind? Was ist dann mit der Vertonung des 92. Psalms von Franz Schubert, die der Kantor der Wiener Synagoge Salomon Sulzer in sein Sammelwerk „Schir Zion“ (zu Deutsch: Gesang
Zions) aufnahm? Während der 2000-jährigen
Diaspora des jüdischen Volkes entstanden weltweit unzählige Varianten synagogaler Musik, von der Thoralesung bis hin zu den populären Chorwerken mit Orgelbegleitung von Louis Lewandovskis.
Jüdische Musik sind die Musiken für dir religiösen Feste wie Pessah, Hanuka oder jüdische Hochzeiten, denn hier hier liegt der Ursprung der heute weltweit populären KLezmermusik. Klezmer ist die Volksmusik der osteuropäischen Ashkenazim, die sich über Jahrhunderte in Polen, Weißrussland, den baltischen Staaten und der Ukraine angesiedelt hatten. Seitdem diese jiddische Kultur in der Shoah vernichtet worden ist, lebt sie in Israel, den USA weiter und zwar nicht nur unter Juden sondern auch unter Nichtjuden. Klezmer ist heute eine Genrebezeichnung für einen weltweit populären Musikstil . Klezmermusik findet seit dem 20. Jh auch Eingang in die klassische Musik des Westens: Jüdische Komponisten wie Gershwin, Bloch, Bernstein oder Weinberg haben den Melodienreichtum jüdischer Musik in ihren Kompositionen verarbeitet aber auch nichtjüdische Komponisten wie Ravel oder Schostakowitsch ließen sich durch den Melodienschatz jüdischer Volksmusik inspirieren.
Teilnehmer:innen dieses Seminars sind eingeladen an der internationalen Konferenz: Jewish Music Research teilzunehmen. Hier werden Forscher aus Israel, Frankreich und den USA mit ihren deutschen Kolleg:innen die neuesten Forschungsergebnisse im Feld Jüdische Musik präsentieren.
- Dozent:in: Sascha Lino Lemke
"Zwischen Avantgarde und Tradition. Lachenmann / Sciarrino"
Helmut Lachenmann und Salvatore Sciarrino haben beide zu einer eigenen
unverwechselbaren Sprache gefunden, die an der Oberfläche mit einer
enormen Erweiterung der klanglichen Palette hin zu Geräuschhaftigkeiten
und neuen Spieltechniken operiert. Gleichzeitig haben sie mit jedem Werk
neue Bezugssysteme geschaffen, die diesen Klängen strukturellen,
musikalischen Sinn verleihen. Auf dieser Ebene spielt neben
postseriellen Prinzipien auch Nähe und Distanz zu älterer Musik immer
wieder eine hintergründige Rolle, sei es in Form von Zitaten,
Bearbeitungen, Allusionen, Auseinandersetzungen mit traditionsbeladenen
Besetzungen, Formen und Genres. Diesen Aspekten soll anhand ausgewählter
Werke der beiden Komponisten nachgegangen werden.
- Dozent:in: Alexander Riedmüller
Elementare Musikpraxis International 2020/21
In diesem Kursraum finden die digitalen Lehreinheiten der EMI-Maßnahme statt.
Mehr Informationen zur EMI: www.hfmt.art/emi
- Dozent: Antonios Adamopoulos
Harmonische Analyse I – Von der Wiener Klassik bis an die Grenzen der durmolltonalen Musik, WiSe 2021/2022
Auftakt des Seminars stellt Mozarts Symphonie Nr. 39 dar. Am Beispiel dieses Werkes werden bestimmte harmonische Phänomene ergründet, die für Klassik und Romantik kennzeichnend sind. Die Entwicklung dieser Phänomene bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wird systematisch dargelegt. Darüber hinaus soll ein Entwicklungsbogen der Harmonik gespannt werden, der bis an die Grenzen des durmolltonalen Systems geht. Die im Rahmen des Seminars vorgestellten Werke werden analytisch aufbereitet, mit dem Ziel, die ihnen innewohnende kompositorische Logik hinsichtlich der Mikro- sowie der Makrostruktur zu dechiffrieren.